Wie der Vorgänger-Roman „Patria“, spielt auch das neue Buch von Fernando Aramburu im Baskenland. Zeitlich ist dieser jedoch vor „Patria“ angelegt. Der Roman spielt während der Franco-Diktatur. Der junge Protagonist wird von seiner Mutter an die Familie ihrer Schwester abgegeben. Hierbei erlebt er in Donostia (San Sebastian) am Anfang eine schwere Zeit. Sein Cousin Julen beleidigt ihn als dummen Bauern aus Navarra, diese seien keine richtigen Basken. Doch nach und nach freunden sich die beiden an und der umtriebige Julen erzählt abends im Bett seinem kleineren Cousin, was er den Tag durch erlebt hat. Bald weiht er ihn auch in das Geheimnis der Baskenfahne unter dem Bett ein. Diese ist zu Zeiten Francos verboten und der Besitz strafbar. Julen bewegt sich in den Kreisen der entstehenden Unabhängigkeitsbewegung.
Neben dem Cousin lebt noch der eher stille und introvertierte Onkel im Haushalt und die Tante, welche die klare Chefin der Familie ist. Die Cousine Marie Nieves, welche dieses Gefüge abrundet, hat andere Freiheitsehnsüchte. Sie trifft sich mit zahlreichen Jungen aus dem Viertel und es gehen Gerüchte um, bis sogar die Mutter davon erfährt.
Aramburu spielt in diesem Roman mit einem speziellen Kunstgriff; der Roman wird aus zwei Perspektiven erzählt. Zum einen ist da der Protagonist, welcher den Romaninhalt einem Autor erzählt. Zum anderen erleben wir den Autor, wobei es sich um Aramburu selbst handelt, welcher sich Notizen für den Roman macht. So folgen auf kurze Kapitel des Protagonisten immer wieder kurze Notate des Autors. An der sprachlichen Wortgewandtheit mangelt es beiden Perspektiven nicht.
Fernando Aramburu: Langsame Jahre
Rowohlt 2019 , 978-3-498-00104-9